nie wieder krieg
das schöne auf dem dorf ist, dass man hier nicht ständig darauf achten muss, modisch perfekt und durchgestylt auf die strasse zu gehen. hier, wo sich fuchs und hase "gute nacht" sagen, ist man auch willkommen, wenn man gummistiefel trägt.
nach der entbindung meines jüngsten stand ich eines morgens früh, es war wieder einmal fütterzeit, vor dem bettchen des kleinen, nahm ihn auf den arm, um ihn zu stillen und wanderte dabei schlaftrunken durch den raum. gottseidank wusste der kleine noch nichts von modischen finessen, und so war ich dankbar, nicht der essenszeiten wegen vorher noch ins bad zu müssen. sicherlich ist der anblick einer, nach jedem kind gealterten frau, nicht immer prickelnd. und schon gar nicht morgens früh um 4.00 uhr. erst recht, wenn sie mit lockenwicklern schlafen geht und dabei ausgeleierte bademäntel trägt. müde, nach zahlreich durchfütterten nächten, wanderte ich also durch den raum im ersten stock, und als ich so gedankenverloren vor dem fenster stehen blieb und in die gegend blickte, lockenwickler, halbnackt, säugling an der brust und dann sah, dass mir unten vom hof herauf 8 tarnbekleidete junge männer, die hinter unseren mülltonnen sassen, mit angstvoll panischem blick und leichenstarr fassungslos ins gesicht (ich hoffe doch) starrten.
es muss ein grauenvolles bild gewesen sein....seit dieser zeit wurde hier im ort nie wieder ein manöver abgehalten.




nnier am 20.Aug 09
Jung wie der Morgen, schön wie der Tag - ich kenne das, denn es gibt auch Montagmorgen und Vatertag. Eine schöne Geschichte ist das, und die haben ja Seelsorger bei der Truppe.

frau braggelmann am 20.Aug 09  |  Permalink
....und exorzisten :-)

jean stubenzweig am 20.Aug 09
Grauenerregend
klingt das. Fürwahr. Das mit dem Manöver. Ich wollte gerade meinen, die würden das Totschießen von Material, Mensch und Grundsätzen (nie wieder Krieg oder so) am Hindukusch oder im Indischen Ozean üben. Doch dann fiel mir ein, daß es zu dieser Zeit ja noch andere Abschreckungsmaßnahmen gab; die obige etwa. Auf jeden Fall sagt es eine Menge über die Einsatzbereitschaft der Bundeswehr aus. Gab's zu dieser Zeit nicht auch einen schwulen Generalinspekteur, der nicht schwul war, aber genau deshalb in Pension geschickt wurde? Vermutlich Wehrkraftzersetzung oder so. Heute macht man aufgrund (s)einer undeutlichen Geschlechtszugehörigkeit Karriere. Auch in Ordnung. Zu allem hat Helmut Kohl entscheidend beigetragen. Wie wäre es mit dem Friedensnobelpreis für ihn? Kissinger hat ihn schließlich auch gekriegt.

Es ist zwar nicht witzig oder komisch und ein bißchen themaverfehlend, aber ich bin ein wenig in einen Assoziationstaumel geraten. Deshalb erlaube ich mir, dazu noch etwas mehr anzumerken, weil's letztendlich dann doch paßt, weil ja wieder so ein Junge in Uniform vor einem stehen kann, möglicherweise aus dem Manöver kommend, auch wenn es keines ist, sondern ein Friedenseinsatz. Man hat ja die Freiheit, es nicht lesen zu müssen. Andererseits ich nicht verhehlen kann, so ein kleiner Aufklärungsflieger zu sein. Einer, der Flugblätter abwirft.

Man kann mir ja gegebenenfalls immer noch Haus- oder Kommentarverbot erteilen ...