knastpiepen premier grand cru classé
mit dem einzug meiner besseren hälfte in unsere gemeinsame wohnung zog auch sein gut gepflegter weinvorrat mit um. eilig wurde im keller ein plätzchen organisiert, wo all die schätze ruhen durften, die in der vergangenen zeit so angesammelt worden waren. dazu gehörten sogar einige sehr sehr teure exemplare, die zur besseren reife noch ein, zwei jahre lagern sollten.
abends gab es hin uns wieder einen dieser schätze und auch die kinder bekamen mit der zeit ein kleines bisschen von dem wissen meines mitbewohners mit. es zog kultur bei uns ein und nach einiger zeit konnten meine spätpubertären söhne sogar schon recht ansehnlich auskunft zu den fläschlein aus dem keller geben. sogar die passenden gläser zu jedem wein hatten sie gelernt, darauf legte er immer ganz besonderen wert. des stiles wegen...
nach dem wir so ein paar monate zusammen verbracht hatten kamen eines abends beide jungs völlig krank nach hause. der ältere von beiden sah zum steinerweichen aus. leichenblass und sterbenskrank musste er sofort ins bad. der andere war nicht minder schlimm dran, hatte aber, so wie er roch, bereits dass schlimmste hinter sich. beide konnten uns nicht erklären, woher ihr desolater zuständ käme..
nach durchwachter nacht und zweifeln an meiner küche ging es beiden, bis auf fürchterliche kopfschmerzen, dann endlich besser. sehr kleinlaut gestanden sie, mit ein paar freunden in ihrem waldhäuschen einen lecker punsch gekocht zu haben. mit zimt und zucker, wie es sich gehört.
irgendwie muss es meine bessere hälfte gerissen haben, nach ein paar minuten kam er zurück aus dem keller und fragte leise: "wo sind die 4 flaschen von dem sündhaft teuren wein, der noch lagern sollte?"
nach 5 minuten betretenem schweigen dann die antwort des einen: "sollten wir uns blamieren? freunden und gästen setzt man etwas besonderes vor..." und der andere: ,,und wir haben auch die guten gläser mitgenommen, wegen stil, dass sagst DU immer, ist doch wichtig ..."
der anschliessende tobsuchtsanfall meiner besseren hälfte war oskarreif – aber schliesslich hatte diese bande 17 jähriger für einige hundert euro edelsten rotwein (zu punsch) ruiniert.


*zur ehrrettung muss ich sagen, sie hatten in diesem falle keine ahnung, WAS sie sich da gegriffen hatten




nnier am 25.Aug 09
Da kenne ich jemanden,
dessen Vater auch begeistert war: Der sündteure, ganz spezielle Geheimvorrat Whiskey musste dran glauben, als die Teenagerjungs auf der Suche nach Alkohol irgendwann die Flasche fanden. Als die erste Erregung vorbei war, fragte der Herr Papa: "Hat's denn wenigstens geschmeckt?" - Antwort: "Nicht so toll, aber mit Cola ging's."

vert am 26.Aug 09
das korea-problem.
ganz schlimm.
1er grand cru classé sagen sie?
das ist allerdings bisher die schlimmste geschichte aus dieser reihe von fehlbetankungen...

jean stubenzweig am 26.Aug 09
Ruinöse Geschichten
erzählt Frau Braggelmann da. Irgendwie bekannt kommt einem das vor. Nicht nur das, auch anderes.

Da war der Freund, der zu seinem Fünfzigsten geladen hatte und dafür auch einen feinen Roten aus dem Bordelais mitgebracht bekommen hatte; kein Premier und auch, weil seinem Geschmack entsprechend, ordentlich Merlot darin, aber auch als Deuxième Cru nur einigermaßen erschwinglich, weil beim selbst lagernden Händler im Land und nicht beim touristenliebenden Erzeuger am Ort gekauft und auch noch etwas jugendlich. Die Gattin kochte ihm zu Ehren und uns zum Wohle nicht minder edel. Mit Bewunderung kommentierten wir vor allem das Sößchen, das das eigens aus Frankreich ins Oberbayrische eingeflogene Rind sacht parfumierte und ihm eine eigene Note verlieh. Nach den Ingredienzien befragt, hielt die Köchin unbefangen und geradezu stolz die Flasche hoch. Der Jubilar fragte nach der Herkunft des Stöffchens, wurde dann so rot wie es und anschließend so blaßfarbig wie der angerichtete Käse. «Na, aus der Kammer der», hatte die Parfumière geantwortet. Es handelte sich dabei um das Geburtstagsgeschenk, das eigentlich die nächsten Jahre im Keller reifen sollte und lediglich zur Zwischenlagerung nebenan abgestellt worden war. «Ach, hab dich nicht so», setzte die Kreateuse fröhlich nach, «man soll immer mit dem Wein kochen, den man auch trinkt. Hab ich von Dir gelernt.» Gleich drei Flaschen davon hatte sie geöffnet und auf den Tisch gestellt.

jammernich am 26.Aug 09
*schmunzel* Sehr unterhaltsam, die Geschichten. Bei Wein hört ja auch der Spaß auf (bei Single Malt übrigens ebenso, wer da Cola reinmischt, gehört übers Knie gelegt, auch als Jugendlicher noch).
Da fällt mir ein, ich muss heute Abend noch zur Post. Paket (Frau N. vermutet die Weinlieferung) abholen.