willkommen im dorf
es ist etwas wunderbares auf dem dorf zu leben. ich habe schon als kind gewusst, dass ich eines tages zwischen hühnern und schafen mein leben voller freude, apfelkuchen und netten nachbarn verbringen werde.
die netten nachbarn, besser gesagt nachbarssöhne, waren es auch, die ich als erstes kennen lernen sollte. wohl dem, der eine blonde, nicht ganz hässlich anzusehende tochter im richtigen alter hat. rasenmähen fiel für mich über lange zeiträume aus. musste ich nur sehen, dass sich das fräulein für einige zeit vor der tür blicken liess, waren auch schon die ersten anwärter für den rasenparcour da und verwandelten meine kuhkoppel hinter dem haus in einen wimbledon-rasen. zu dem passte nun leider der von den vorgängern angelegte tannenhain nicht mehr so richtig, zudem einige der kandidaten eher an ausgefluste zahnbürsten als an fichten erinnerten. mit meiner besseren hälfte beschloss ich also, mal richtig ordnung zu machen, ein bisschen auszudünnen und hier und da ein, zwei der bäumchen für meine geliebten spatzen stehen zu lassen. kurze zeit später sah ich dann meinen liebsten auf allen vieren vor den bäumchen knieen, einen alten verrosteten fuchsschwanz in der hand mit den stämmen kämpfen. die sofort herbeigeeilten nachbarssöhne schickten ihn sofort wieder zu mir in die küche und ehe ich mich auch nur darüber informieren konnte, was da draussen am geschehen sei, standen sie vor mir in der küche. dreckig bis an die ohren aber glücklich strahlend, in der hand eine motorsäge. "so, alles aff", sagte der eine von beiden und "is noch mehr umzunieten" der andere. mit entsetztem blick musste ich feststellen, dass die beiden romeos ganze arbeit geleistet hatten. es stand im ganzen (!) garten auch nicht mehr ein busch auf seinem stamm.
allerdings heil geblieben. Wahrscheinlich um Shakespeare und die (spätere) Pointe nicht zu killen.
-eigentlich sollte es ein alfa(männchen)/romeo werden...der passte aber nicht ganz unter der tür durch
liebe gruesse in die nachbarschaft
Für einige scheint die Kettensäge ein grosses Faszinosum zu sein. Ich kenne auch junge Männer bei uns im Dorf, die schnell an der Kettensäge und nicht zu bremsen sind.