ausnahmezustand
endlich ist es soweit, weihnachtszeit. ein bisschen ruhe und frieden nach den letzten anstrengenden wochen, den unzähligen überstunden und der vernachlässigung wichtiger dinge, wie dem schreiben hier. draussen deckt ein dickes tuch zuckerweisser flocken den alltag in ein flauschiges vergessen und es kehrt frieden ein.
die nachbarn warnten vor der fahrt in die stadt, aber die freude an einer tour durch verschneite strassen zu dem bevorzugten einkaufszentrum, um noch schnell die einkäufe für das höchste aller feste zu tätigen, konnte nicht einmal die mich in der engen kurve aus dem dorf auf eisglatter strasse überholende "wahnsinnige" in ihrem mit kindern voll besetzten fahrzeug mindern.
am supermarkt angekommen, empfing mich ein heer von ordnern, die die zu hauf einströmenden fahrzeuge davon abhalten sollten, sogar noch in den blumenrabatten zu parken. am eingang dann wurden den brav wartenden, hübsch geordnet, die einkaufswagen zugeteilt und die wartende menge immer schön zu 150 aufgeteilt in den markt gelassen. was sich dann drinnen bot, hysterisch jaulend und schiebend, überbot alles, was ich in den letzten monaten, dank erfindung des wortes "schweinegrippe" auf der arbeit erlebt hatte. scharen von drängelden und schiebenden menschen, die sich im befehslton brüllend von marktstand zu marktstand schoben und egal ob benötigt oder nicht, alles in die (eigens für diesen zweck aufs doppelte vergrösserten) einkaufswagen stopften, was ihnen auf ihrer odyssee zwischen schuhregalen und gemüsestand in die finger kam. es wurde geschubst und aus den im wege stehenden wagen heraus "organisiert", so dass einige der sichtlich überforderten hausfrauen wieder "zurück auf los" mussten, um den soeben unter einsatz ihres lebens oder wenigstens der frisch manikürten fingernägel ergatterten lebensmittel neu zu erstehen. zwei damen, die sich haarezerrenderweise um die letzte weihnachtsgans balgten, mussten gewaltsam getrennt werden, und andere kunden führten sich auf, als sollte es ab morgen weder lebensmittel noch nachfeiertägliche öffnungszeiten geben. auf dem weg zu kasse, bemerkte ich den herren, der sich schon zwei gänge vorher unter meinen einkaufswagen gehängt hatte und nun versuchte, das von mir erfreulicherweise noch ergatterte baguette aus dem wagen zu fingern. einzig die verkäuferinnen dieses marktes blieben ruhig und türmten erneut meter um meter frische waren auf, trockneten tränen, klebten pflaster und schenkten kaffee an diejenigen aus, die hyperventilierenderweise meinten, ihre familien für immer dort verloren zu haben. selbst an der kasse kam das 10.000ste "frohe weihnachten" noch von herzen.
sollte in diesem unserem lande jemals der nationale notstand ausbrechen, so sollte man diese damen fragen. besser trainiertes katastropheneinsatzpersonal werden wir nirgends finden!
in diesem sinne....ich freu mich schon auf silvester
ansonsten gerne zu leichten Übertreibungen neigt, muß sie irgendein (schweinernes?) Krankheitsbild erreicht haben – sie untertreibt nämlich neuerdings maßlos.
untertreiben?? bei den sich prügelnden hausfrauen, oder bei den zur zeit stattfindenden (unterbesetzten) 18 stunden schichten mit anschliessendem komaschlaf...
der letzte Rest von Ironie.
ohje, wo waren sie?
jetzt weiß ich zumindest, warum ich am 23. nur noch etwas brot gekauft habe...
...kennen sie büddenwarder?- da um die kurve links...
Erfreut wieder etwas lesen zu dürfen, fieberte ich mit. Ich stellte mir eine zerzauste mit Biß und Kratzmalen übersäte Frau Braggelmann vor, die mit letzter Kraft ihren ebenfalls zerfledderten Einkaufswagen zur Kasse rettet um exakt vor der Kasse festzustellen, daß das Portemonnaie mit allen gängigen Zahlingsarten noch auf dem heimischen Küchentisch liegt...
Entschuldigen Sie, Ihre Schreiberei regt meine Fantasie an.
Guten Rutsch.
...immer wieder schön, die fantasien eines mannes anzuregen...
und wo andere für biss- und kratzwunden ne menge geld zahlen, habe ich dazugelernt.
bei der eröffnung eines marktes für medien aller art, und dem unbeschreiblichen wunsch meinerseits, ein video- plus empfangsgerät käuflich zu erwerben, stand ich mit hundertschaften anderer kaufwilliger sozusagen in letzter reihe. stundenlang. bis sich eine dame im weissen kittel, mit stethoskop um den hals und den freundlichen worten :" bitte lassen sie mich durch, wir haben einen notfall..." nach vorn drängte.
was soll ich sagen, drei minuten nach öffnung des marktes verliess sie ihn, mit einer sackkarre voller fernseher und videogeräten.....