lebenshunger...
manchmal kann ein beruf, auch wenn man ihn sehr liebt, zum fluch werden. der anruf meines sohnes kam etwa eine stunde vor feierabend. "mamma, mir ist so furchtbar schlecht und schwindelig. ich bin vorhin in der dusche ausgerutscht und mit dem kopf aufgeschlagen." dann legte er auf, noch ehe ich irgendwie vernünftig reagieren konnte. sicherlich kennt jeder von uns diese momente, wo einem innerhalb von 1,5 sekunden alle katastrophenmeldungen der letzten 200 jahre durchs hirn schiessen. angefangen von anterograder amnesie bis hin zum frontalhinrsyndrom epiduralblutung, subduralblutung, schädelbasisbruch...die liste liesse sich fortsetzen. ausgerechnet an diesem tag waren wir komplett unterbesetzt, also KEINE chance sofort zu gehen. gottseidank rief er einem moment später wieder an." sorry, funkloch..." meine anweisung, sich auf einen klinikbesuch einzustellen (und zu packen) wurde ohne murren akzeptiert. da meine kinder grundsätzlich nicht zum arzt wollen, fing ich an wirklich angst zu bekommen. das nächste telefonat führte ich mit meinem ältesten sohn, den ich anwies, unverzüglich nach seinem jüngeren bruder zu sehen, und diesen in die nächste unfallklinik zu begleiten. ja, ein krankenwagen wäre auch eine idee gewesen. aber, manchmal kommt einem das naheliegendste - peinlicherweise - nicht in den sinn...mein erneuter versuch, meinen sohn telefonisch zu erreichen schlug fehl. keine verbindung. da ich mitbekommen hatte, dass seine freundin bei ihm war, ich ihre telefonnummer aber nicht habe, rief ich ihre mutter an, um diese um die handynummer zu bitten. auch die freundin konnte ich nicht erreichen. telefon (dauer)besetzt. wie ich hinterher erfuhr, hatte ihre mutter postwendend bei ihr angerufen, um ersteinmal zu erfahren, was los sei, ohne jedoch zu erwähnen, dass ich die kinder dringend erreichen wollte.
endlich feierabend, raus ins auto und ab in richtung unfallklinik. nun muss man wissen, dass es in unmittelbarer nähe unseres wohnortes eine kleinere unfallklinik gibt, in der nächstgroesseren stadt ein paar groessere. als ich also vor dem nächsten, kleinen krankenhaus stand, blickte ich in dunkle fenster. der eingang zu...im auto also los in richtung grossstadt, ohne zu wissen, wohin die gören unterwegs waren. ihre handys selbstverständlich aus zu einer odyssee durch eine stadt, in der ich nur im notfall auto fahre (zuviele autos, zuviel strasse). als nun in keinem der häuser ein verblutender hirntraumatischer junger mann meiner sippe zu finden war, kam dann doch der rettende anruf. die herren waren in dem kleinen krankenhaus gelandet, nachdem sie sich mehrfachem verfahren hatte. als mein ältester sohn sagte:" bleib weg, der sieht so aus, als ob er gleich stirbt, das verkraftest du nicht..." folgte dann auf meine äusserung, dass ich selbstverständlich käme die ansage : " ach ja, du sollst ihm von drive in noch ne tüte mitbringen. doppel cheese und nuggets. die 50er...." schön, dass mein sohn zwar fast das leben, aber nicht den appetit verliert....