mörtel crew vol. II
mittwochs muss ich oft erst ein bisschen später zur arbeit. nichts ist schöner, als um 6.00 uhr morgens noch ein bisschen im bett zu liegen, ein tässchen heissen tee zu schlürfen und daran zu denken, dass es auch – manchmal – ein leben vor der arbeit gibt.
draussen tobt die mörtel-crew auf der baustelle gegenüber und das (sanfte) vibrieren der höllenmaschinen dort hat schon fast etwas vertrautes. zuchteber harrald ist seit tagen dabei, alle nötigen vorkehrungen zu treffen und panisch die nach oben offene richterskala und den eingang seines stalles im auge zu behalten.
aber, selbst die schönsten momente haben ein ende. beim verlassen der wohnung, und dem blick auf meine – wieder einmal – zugeparkte einfahrt suche ich nach dem bauleiter. voller tatendrang (nach dem tee ! first flush, second wasweissichwas, – aber extrem lecker) sage ich ihm, dass ich vom hof müsse. arbeiten!
er steht angelehnt an sein baufahrzeug, die tasse kaffee in der einen, das butterbrot in der anderen hand. "jaaaaaaaaa, das soll wohl losgehen..." er kaut seelenruhig weiter. "äh, ich muss JETZT los, bitte..." wiederhole ich mein anliegen eine minute später. seine gütigen augen schauen mich an. "dann soll es so sein", kommentiert er und kaut weiter. inzwischen schaue ich ein drittes mal zur uhr. "manno, ich komm zu spät, das gibt kloppe vom chef..." in der hoffnung, er wird nun schnell sein fahrzeug wegfahren, bitte ich erneut.
endlich eine reaktion! in aller ruhe schiebt er sein restliches frühstück zurück in die brotdose, welche er dann liebevoll in einer leinentasche und dann in der tür seines fahrzeuges verstaut. dann nimmt er den kaffeebecher, trinkt selig lächelnd den rest der 2-liter- thermoskanne leer (ich bin kurz vor einem schreikrampf) und schiebt diese dann ebenfalls zurück in eine tüte und dann hinter den fahrersitz. nun folgt die zerpflückte zeitung, die zunächst wieder zurück in ihre urform und dann von der ladefläche in den lkw getragen wird. mir schwinden fast die sinne..., dann wird sorgfältig nachgesehen, ob runtergefallene nägel eventuell die reifen bedrohen, oder möglicherweise reste des frühstücks den boden verschandeln könnten. nachdem er dann anfängt, erst die eine ladeklappe des wagens hochzuklappen und dann die andere, tropft mir inzwischen der schaum vom mund. "bitte", quietschte ich. sie müssen doch nur 20 cm weiter nach vorne fahren, dann komm ich hier raus.
ich bin sicher, die baustellen bei uns dauern nicht so lange, weil die bürokratie soviel zeit verschlingt...

endlich, nachdem er sich bei allen angestellten maurern über die konsequenzen eines 20 cm weitergefahrenen wagens erkundigt, steigt er in selbigen, und ich kann endlich losfahren. direkt auf drei gigantische mörtelmischfahrzeuge zu...

tbc.




monopixel am 18.Jan 10
Ich wäre wahrscheinlich längst zum Kirk Douglas geworden und amokgelaufen.