Sonntag, 27. Juni 2010
geschüttelt, nicht gerührt
meine nachbarin, eine gestandene frau im rechten alter, von der man eigentlich meinen sollte, sie habe, genauso wie ihr guter alter traktor, bodenhaftung, rannte mich vor ein paar tagen quasi über den haufen. "braggelmann, ich brauch hilfe", waren ihre worte. nicht einmal wie sonst musste ich ihr alles aus der nase ziehen, sie sprudelte nur so."weisst du", sagte sie, "seit mein hinnerk nicht mehr da ist, ist mein leben nur noch langweilig. ich brauche wieder spass!" gesagt, getan, schleppte sie mich an den pc. "so!" waren ihre worte, "du richtest mir nun ein konto ein, bei so einer partnerbörse! ich suche mir einen neuen ehemann!" mein inständiges bitten, die finger von solchen anzeigen zu lassen, und meine bedenken, sie könne dort aufs übelste ausgenommen werden, scheuchte sie in den wind. "papperlapapp", meinte sie. "du wirst schon sehen, ich habe glück!" nach ein paar stunden erfolgloser versuche, sie davon zu überzeugen, besser die wöchentlich stattfindenden ü-100 parties hier in der gegend zu besuchen, war ihr konto schliesslich eingerichtet.
allabendlich rannte meine nachbarin nun zu mir, um dann stundenlang ihre schier nicht endenwollende flut von briefen zu beantworten. zwar waren es fast ausnahmslos kontaktgesuche von herren, die ihres alters wegen wohl eher auf der suche nach potentiellen pflegekräften waren, oder aber katalogboys, die rein finanzielle interessen hatten (sie glauben gar nicht, wer/was nachts in nigeria nicht alles von autos angefahren wird!). sogar der ehrwürdige altbürgermeister nahm am geschehen teil. mit feuerwehrmütze und der beschreibung "pilot will bei dir aufwachen" (hoffentlich! - Anm. Braggelmann). ja, selbst gruesse wurden von ihr nicht unter 4 seiten Din-A4 beantwortet. morgens auf dem traktor trug sie nun chanel nr. 5 und ein glückliches lächeln.
bis, ja, bis eines abends der entscheidende brief kam. gross, dunkelhaarig, drei-tage-bart (wie mein harrald!) stattlich, gutgebaut, treu, romantisch, wohlhabend, mercedes s-klasse! am nächsten abend sollte das treffen stattfinden. im dorfkrug. sie putze sich den ganzen tag heraus und war aufgeregt, wie eine 3(3)-jährige. nun, von natur aus misstrauisch, nötigte ich ihr meine begleitung auf. incognito und mit lesestoff am nebentisch selbstverständlich !
ein paar minuten später kam er dann herein. erkennungszeichen: rote nelke im knopfloch (nicht im gewehrlauf!). ein etwa 1,50 meter grosses, halbglatziges untersetztes männlein in jogginghose und jeansjacke mit fettigen, ungepflegten schulterlangen rest-haaren und mit schlappen und tennissocken an den füssen. selbstbewusst grüsste er meine mit vor staunen offenstehendem mund verharrende nachbarin und setzte sich zu ihr an den tisch. den rest seines monologes in korrekturbedürftiger grammatik und aussprache konnte ich, nur unter ziemlicher zurückhaltung lauten lachens hinter meiner zeitung, sehr gut mitverfolgen.
er sei unter lebensgefahr zu ihr gekommen. er hätte sich tarnen müssen und müsse sie nun bitten, mit ihm nach hause mitzukommen. der sicherheit wegen. er sei nämlich, dabei ein verheissungsvolles gesicht aufsetzend, ausgebildeter geheimagent, er warte auf einen einsatz, er sage nur "eiserner vorhang".
um schlimmeres zu verhindern, sprang ich augenblicklich dazwischen. "hier sind sie !" ich schwang meine hüften."Q schickt mich ! ihre majestät braucht sie - sie sollen sofort zum treffpunkt kommen!" ich drückte dem nun völlig verstört schauenden kerlchen mit tiefem blick seine augen meinen kugelschreiber in die hand. "hier, wie immer, 12 schuss ! viel glück commander !"
meiner nachbarin war später nur mit einer grossen menge cocktails zu helfen !

fotografie: chaouki CC



rheingold
nach heftigen diskussionen auf den beitrag gestern abend im fernsehen über den nibelungenschatz und der suche nach dem rheingold wurden funde gezeigt, die bei baggerarbeiten im rhein zutage befördert wurden. essgeschirr in erheblicher menge. mit der erklärung des kommentators bin ich aber nicht einverstanden. welcher nibelunge, der klar bei verstand ist, versenkt mal so mir nichts, dir nichts seinen hausrat. nein, ich sehe das anders. das komplette essgeschirr wurde weggeschmissen.
1. nibelunge: "oh, manno, der ganze abwasch ist noch zu machen ... dabei ist gleich endspiel. römer gegen barbaren. das ist so gemein. ich hab die karten bei druidenbay günstig geschossen"
2. nibelunge: "dann kipp's doch in den rhein!"

ich bin sicher, die mythologie ist einfacher gestrickt, als wir alle glauben möchten !



Sonntag, 13. Juni 2010
schöner wohnen
nach dem letzen besuch beim jüngsten in der zwar schon seit einiger zeit, aber dennoch ersten eigenen wohnung beschlossen meine tochter und ich, dem lieben kleinen, sozusagen einrichtungs- und stiltechnisch, ein bisschen unter die arme zu greifen. die junggesellenbude mit züchtigen krankenhausweissen wänden, übersät mit alten rockbandpostern, dem megadoppelbett und dem grossen kühlschrank gleich neben der schlafstatt gegenüber des 300-zoll-gigaplasma fernsehers, fand einrichtungstechnisch nicht unbedingt unseren gefallen. nach einigen verhandlungen und dem versprechen, ihm eine bude einzurichten, die die frauen nur so in scharen anziehen würde, liess er uns, samt zweitschlüssel, für das wochenende zurück.
nun muss man wissen, wenn es darum geht, eine wohnung einzurichten, sollte man zwei frauen plus kreditkarte und auto (auch ohne navi) niemals alleinelassen. in allerkürzester zeit hatten wir die zimmer geleert, die wände frisch gestrichen und uns auf den weg gemacht, dem elch zucker zu geben. mit der erstandenen beute machten wir uns auf den weg, hammer und nägel im gepäck und ein eimer voller ideen im kopf.

am sonntag abend kam er dann zurück. stolz präsentierten wir ihm den in frischem vanillegelb und salsa-rot gestrichenen schöner-wohnen-traum, die wundervoll hergerichtete küche mit den rotkarierten gardinchen vor dem spültisch und der megadeko mit duftkerzen und blumenvasen, gleich neben den kräutertöpfchen und der neuen, edlen kaffeemaschine. das schlafzimmer im trendigen orient-style mit malvenfarbener bettwäsche in geschmeidigem satin, obendrauf ornamentige Blümchen, augenblicklich zur entspannung einladend und den wohnbereich mit neuerstandenem flokati vorm (tatsächlich! vorhandenen) kamin im dialog mit der mangofarbenen sitzgruppe, dem leicht erotischen Ruhesessel und den freundlichen wandbehängen in komplementärfarben nach Goethes Farbenkreis.

mit angst-, ja wutverzerrtem gesicht starrte er uns an. "seid ihr bescheuert!!!", schrie er, "das ist jetzt eine tussenwohnung!!!! ich krieg nachher besuch von meinen kumpels. wie soll ich das hier so schnell wieder in ordnung bringen – und auch noch TUC-kekse auf dem tisch. ich bin erledigt!"


Fotografien: (oben): champagne.chic CC (unten): John Bollwitt CC



Freitag, 11. Juni 2010
das leben als solches
vor ein paar tagen stand mein ältester sohn mit der jüngsten tochter im kinderwagen vor der haustür, als der kleine nachbarsjunge (6 jahre) zu ihm tritt:" sach ma, wie alt is die denn nu?" will er wissen. "11 monate jetzt genau", antwortet mein sohn darauf. nach kurzem überlegen und mit leicht nachdenklichem blick der lütte darauf zu ihm: "na, da hat sie ja ihr ganzes leben noch vor sich."



Mittwoch, 9. Juni 2010
lemminge
endlich ist es soweit. seit einigen wochen hat nun auch der jüngste den führerschein. aus anfänglich zaghaften bitten um das begehrte fahrzeug ist nun quasi ein dauerzustand geworden, der, von mir aus betrachtet, nicht besonders schön ist.
ich fahre nun bus! schulbus, um es genauer zu sagen. dem anfänglich meinerseitigen naserümpfen über nach morgendlichem pubertätsschweiss und turnschuhen riechenden, vollbesetzten fahrzeugen, mit sich darin befindlichen unausgeschlafenen und montäglich prahlenden jugendlichen, deren angebliche, lauthals kundgegebenen wochenendbeschäftigungen weit über dem zu schaffenden und des möglichen liegen. zumindest meines erachtens! daraus ist nun aber ein echtes abenteuer geworden.
mit einem erstaunen darüber, dass, richtig betrachtet, so ein morgentlicher ritt in diesem fahrzeug weit mehr ist als eine beförderung von A nach B., es ist "SirVival"-sein pur! nur, dass sich in dem nach frühem dauerlauf zur busstation und dem hoffen auf einhalten des fahrplanes dann die tür zu einem gefährt öffnet, welches nicht nur dem namen nach an einen roman eines wunderbaren schriftsteller erinnert. nach genauerer überlegung ist es nicht pubertätsschweiss, der einem umgibt. es ist polytheria, ein wohl gallertartiger plasma-ozean mit unerklärlichen eigenschaften, welcher den bus befüllt. die sich an der stetig wabernden oberfläche bildenden neuen formen der mitfahrenden haben sicherlich nichts mit einer anwesenden, sich sinnvoll ausdrückenden, ausserirdischen intelligenz, sondern vielmehr mit dem fahrstil des ebenfalls mitunter ausserirdisch erscheinenden führers dieser fähre ans (un)gewisse ziel zu tun. ebenso folgt auch das gefährt wohl eigenen physikalischen gesetzen, denn wie anders könnte man das gefühl beschreiben, man reise mit lichtgeschwindigkeit, fast lautlos – und vorbeihuschende strassenschilder und haltestellen kämen einem entgegen, wie bei einem raumflug durchs sternenbesetzte all. auch ist hin und wieder, vor allem bei kurvenfahrten, das wunder der schwerelosigkeit und abgleiten, trotz massenträgheit und gravitation auf andere sitzplätze zu beobachten. auch ist man beim aussteigen aus lem'schen gefährt mitunter der ansicht, auch hier versucht die hinter allem steckende kraft sich der vom ozean geschaffenen gäste hastig zu entledigen. dann setzt sich der überlebenskampf weiter fort, da in unserem städtchen die fusswege von der städtischen exekutive zur exekution der fussgänger an die fahradfahrer freigegeben worden sind. der slalomlauf zwischen dahineilenden normannischen truppen richtung süden in die schule auf ihren bereiften geschossen, die wie bei guten steppenreitern lediglich kraft schenkeldruck gelenkt werden, so dass die hände freibleiben für waffen oder, wie in diesem falle, telekomunikationsgerät, rundet das surviveln geschmackvoll mit rufen wie "eyh,weg da, alte ..." freundlich ab.

also, wer mag – morgen früh an der haltestelle ...



Mittwoch, 28. April 2010
Die Gockel krähen
am 01. mai 2010 ab 10.00 uhr im dorfkrug zu büddenwarder um ihre (welt-)reviere:
DAS ereignis des jahres !
(ein alter holsteinischer Brauch)
HÄHNEWETTKRÄHEN !


Fotografie: MIgraciónTOtal CC



Sonntag, 25. April 2010
reiz(d)arm
seit einigen tagen haben wir eine praktikantin im betrieb, die wie so manch ein armes wesen, wenn es den alltäglichen wahnsinn im ernstfall einmal proben soll, so ihre kleinen oder grösseren problemchen hat. so manche gehen auch an uns nicht immer so ganz schadlos vorbei.
heute mittag sollte sie für uns ein quäntchen kaffee kaufen, da die betriebseigenen vorräte gänzlich zur neige waren, der kaffeedurst bei mir aber enorm, bat ich sie, doch einmal hinunter in den ort zu laufen, um dort für uns den nachschub zu besorgen.
die von mir in ihre hand gedrückten 50,- euro ergänze ich noch mit den liebevollen worten : "bitte, nicht so gruseliges zeug, das so schmeckt wie frisch geröstete fussnägel. bitte, sei so gut und kauf was ordentliches!", und schon lief sie los. 20 minuten später stand sie wieder vor mir, in der hand eine tüte kaffee, für einen preis, der mich das seit dem mittelalter wunderbar eingeführte und dann in vergessenheit geratene "praktikanten-lynchen" wieder erinnern liess.
in meiner absoluten fassungslosigkeit sah ich auf die packung, auf der sich in nymphenhaften reigen und schleiertanzender weise blütenbekränzte halbnackte elfen reigten (dabei ne tasse kaffee in der hand) und las auf der packung die worte, dass dieser kaffeegenuss, der vollmundig und geschmacksintensiv und doch dabei blütenhaft und mild, sehr reizarm sei, und mich schonend ins kaffeenirvana geleiten sollte.
meine absolute blutleere im gesicht muss ihr dann doch angst gemacht haben.
ihre worte waren: "wie gut, dass ich schonkaffee gekauft habe. in ihrem alter muss man ja auf herz und blutdruck achten....."



Mittwoch, 21. April 2010
in einem gesunden körper...
der frühling naht und eigentlich sollte der winterlich erworbene speck nun endlich in den griff zu bekommen sein. die neue frühjahrsgarderobe ist besorgt, lediglich der feinschliff fehlt. wie jedes jahr habe ich meine unterstützenden massagen beim heimatlichen kurbetrieb angetreten und freue mich auf jede sitzung bei der erfahrenen behandlerin, die mich, stressgeplagt, mit ihren kundigen methoden jegliche form von alltag vergessen lässt.
voller freude schwärme ich meinem jüngsten auf der gemeinsamen morgendlichen fahrt zur arbeit davon vor. wie wunderbar entspannt, wie erfrischt, ja wie elastisch meine alten knochen endlich wieder...- sein gesicht voller neid und seine worte: "na, du machst dir ein feines leben, und ich schufte schwer und hab rückenschmerzen... ich würd ja auch gern mal so vor mich hin, und dann entspannt nach hause..., aber, dass interessiert ja keinen!" ja, leiden konnte er schon immer!
als gute mutter habe ich es ihm dann organisiert. einen gutschein. für eine, wie er es wünschte, entspannende und revitalisierende massnahme.
seine glücklichen blicke, vorhin im auto, mit dem gutschein in der hand sprachen bände.
seine darauf folgenden worte allerdings trieben mir die (lach)tränen in die augen.
"danke mamma...dass ist toll!! massage...aber, warum soll ich dann hinterher zum tanzkurs. und dann auch noch tango ???!!!...

auf dem gutschein stand : massage mit fango!



Donnerstag, 18. März 2010
Formicidae et spiritus sanctus
eines schönen tages wurden auch wir heimgesucht. beim frühstück konnten wir sie sehen. die herrlich geordnet laufende ameisenstrasse, von draussen quer durch die küche in die speisekammer. da meine bessere hälfte, in den vorherigen jahren biologisch gänzlich unbeleckt, von meinen söhnen durchaus glaubhaft davon überzeugt wurde, dass ameisen rotweinflaschen aus speisekammern schleppen, um dann auf mieseste weise achtsame, unbescholtene halbwüchsige in verruf zu bringen, war dieser sofort davon überzeugt, es gäbe nur einen weg! ausrotten!!! alle versuche, gnade vor recht zu fordern und die eventuelle beseitigung der zugangslöcher, wurden im keime erstickt. das entrée der kleinen ungebetenen gäste war auch schnell gefunden. direkt an der (holz)hauswand vor dem wohnzimmer hatten sie einlass gefunden. drei tage recherche vor dem heimischen netz in die welt brachten die erkenntnis. die biester sind zäh! irgendwann sah ich ihn höchst zufrieden durch die wohnung laufen, irgendetwas von radikal aber wirksam murmeln. einen moment später war er im garten verschwunden. als einer meiner söhne ein paar minuten später in die küche kam und fragte, was wir mit dem ganzen spiritus wollten, konnte ich nur noch in den garten laufen und zusehen, wie die liter von selbigem, im loch in der hauswand versickerten von meiner auf knien davor hinterherschauenden fies grinsenden besseren hälfte angezündet wurden.
das uns die hütte nicht unter dem hintern weggebrannt ist, ist nur dem beherzten einsatz der sich in unmittelbarer nähe unseres weinkellers befindenden mitglieder der jungfeuerwehr zu verdanken.

p.s. die ameisen kommen nun durch die haustür rein !



Donnerstag, 18. Februar 2010
vor hausfreunden wird gewarnt
nach tagen der familiären belagerung durch meine tochter war es soweit. umzugstag. alles ging verhältnismässig glatt über die bühne, bis auf die tatsache, dass die schneeflocken und das glatteis für aberwitzige fahrzeiten sorgten und das eine oder andere mal des freischiebens eines (vollbeladenen) fluchtfahrzeuges aus der elterlichen wohnung für weitere verzögerungen der ersten nacht im trauten heim sorgen sollten. leider machte dann auch noch das neu erstandene luxusmegabett, eigens von einer spedition angeliefert, mit einem faustgrossen loch im kopfteil, dem traum von seeligem schlaf zunichte. alles in allem waren wir zwar fix, aber noch lange nicht fertig.
am nächsten morgen, erster arbeitstag der tochter, ritt dann die bessere aller hälften die idee:"los, wir fahren hin und machen heimlich weiter! heute abend ist alles fertig und ´s kind glücklich!" gesagt, getan, schulterte er alle werkzeugkästen, hämmer, säge, bohrmaschine und unter schnaufen und ächzen auch diverse leitern und tritte. mein ausruf: "wir müssen doch aber nur noch die gardinenstange anbringen" verhallte im stöhnen meines kleinwagens, der sich, wie für eine halbjahrestour nach anatolien bog. "obendrauf", beschloss er, "passen noch ein paar kunstwerke für die wand!" und eilte in den heimischen lagerraum, um dort das eine oder andere künstlerisch wertvolle kleinod zu entdecken, das nun endlich seiner bestimmung zugeführt werden sollte. obendrauf fand sich noch ein gigantisches bild für die grosse wand im wohnzimmer, welches ich unter androhung von todesqualen bei beschädigung, über die eisfläche vor dem haus wie auf rohen eiern in den wagen balancierte. auf der fahrt in die grosse stadt dann die anmerkung, dass wir noch in den nächsten baumarkt müssen. dübel und schrauben, sowie diverse meter stahlnägel kaufen. an der wohnung angekommen, dauerte das entladen des wagens noch einmal genau solange wie der komplette umzug.
leider war wirklich nur noch die gardinenstange anzubringen und die bessere aller hälften irgendwie unglücklich. " ich schau noch mal alles nach. besser ist, der vielen dilettanten wegen", sagte er und verschwand mit einem satz rohrzangen in der dunkelheit des flures, während ich mich nach hübschen plätzen für die bilder umsah. nach einiger zeit kam er glücklich und zufrieden zurück. "so! alles erledigt!" waren seine worte und dann fuhren wir nach hause, auf den vor dankbarkeit und rührung triefenden anruf der tochter wartend. der kam dann auch ! "seid ihr in der wohnung gewesen????" waren ihre worte, die wir strahlend bejaten. "ich glaube, unter den dann folgenden , sicherlich später mal von ihr bedauernden worten, gehört zu haben, dass das bad komplett unter wasser stünde und sie - zumindest einen von uns - einweisen lassen will...



Montag, 1. Februar 2010
ich sähe krähen in där nähe
ein schönes hat der viele schnee. meinen saatkrähen in der nachbarschaft geht es gut. endlich hat die futtersuche ein ende. alles zugeschneit und man kann sich den schönen dingen des lebens widmen, wie kopfüber in schornsteine gucken . das tut man wahlweise zu zweit oder alle 150 zusammen. dann wirds eng und hin und wieder stürzt einer ab. gottseidadank nicht zur witwe bolte in den bratentopf, sondern hintern nach vorn oder kopfüber die dachpfannen hinunter. schön, wenn dann beim dritten abstieg der unfreiwilligen art entdeckt wird, dass " schlittenfahren" auf dem federigen steiss ganz irre spass macht und zur nachahmung verführt.



Sonntag, 17. Januar 2010
mörtel crew vol. II
mittwochs muss ich oft erst ein bisschen später zur arbeit. nichts ist schöner, als um 6.00 uhr morgens noch ein bisschen im bett zu liegen, ein tässchen heissen tee zu schlürfen und daran zu denken, dass es auch – manchmal – ein leben vor der arbeit gibt.
draussen tobt die mörtel-crew auf der baustelle gegenüber und das (sanfte) vibrieren der höllenmaschinen dort hat schon fast etwas vertrautes. zuchteber harrald ist seit tagen dabei, alle nötigen vorkehrungen zu treffen und panisch die nach oben offene richterskala und den eingang seines stalles im auge zu behalten.
aber, selbst die schönsten momente haben ein ende. beim verlassen der wohnung, und dem blick auf meine – wieder einmal – zugeparkte einfahrt suche ich nach dem bauleiter. voller tatendrang (nach dem tee ! first flush, second wasweissichwas, – aber extrem lecker) sage ich ihm, dass ich vom hof müsse. arbeiten!
er steht angelehnt an sein baufahrzeug, die tasse kaffee in der einen, das butterbrot in der anderen hand. "jaaaaaaaaa, das soll wohl losgehen..." er kaut seelenruhig weiter. "äh, ich muss JETZT los, bitte..." wiederhole ich mein anliegen eine minute später. seine gütigen augen schauen mich an. "dann soll es so sein", kommentiert er und kaut weiter. inzwischen schaue ich ein drittes mal zur uhr. "manno, ich komm zu spät, das gibt kloppe vom chef..." in der hoffnung, er wird nun schnell sein fahrzeug wegfahren, bitte ich erneut.
endlich eine reaktion! in aller ruhe schiebt er sein restliches frühstück zurück in die brotdose, welche er dann liebevoll in einer leinentasche und dann in der tür seines fahrzeuges verstaut. dann nimmt er den kaffeebecher, trinkt selig lächelnd den rest der 2-liter- thermoskanne leer (ich bin kurz vor einem schreikrampf) und schiebt diese dann ebenfalls zurück in eine tüte und dann hinter den fahrersitz. nun folgt die zerpflückte zeitung, die zunächst wieder zurück in ihre urform und dann von der ladefläche in den lkw getragen wird. mir schwinden fast die sinne..., dann wird sorgfältig nachgesehen, ob runtergefallene nägel eventuell die reifen bedrohen, oder möglicherweise reste des frühstücks den boden verschandeln könnten. nachdem er dann anfängt, erst die eine ladeklappe des wagens hochzuklappen und dann die andere, tropft mir inzwischen der schaum vom mund. "bitte", quietschte ich. sie müssen doch nur 20 cm weiter nach vorne fahren, dann komm ich hier raus.
ich bin sicher, die baustellen bei uns dauern nicht so lange, weil die bürokratie soviel zeit verschlingt...

endlich, nachdem er sich bei allen angestellten maurern über die konsequenzen eines 20 cm weitergefahrenen wagens erkundigt, steigt er in selbigen, und ich kann endlich losfahren. direkt auf drei gigantische mörtelmischfahrzeuge zu...

tbc.



Sonntag, 10. Januar 2010
such, such, such....
es ist soweit ! töchterchens doktorarbeit ist beschlossen ! und somit auch der (von mir zumindest) angestrebte nobelpreis in nicht allzuweiter ferne! des abendkleides wegen für die mu(h)tantenfeier.

suchen nun eine schnuckelige, mikrobenfreie kleine wohnung , bezahlbar, in st. jürgen/lübeck uninähe.

bitte hiermit um hilfe, wer was hört, möge es bitte weiterleiten an mich. es winkt auch ein preis. ein abend mit den braggelmännern ( und zuchteber harrald). oder, für die freunde des hochprozentigen, was leckeres in flasche.

herzlichen dank schon mal-



Samstag, 9. Januar 2010
fit for fun
die schneekatastrophe hat den norden fest im griff. naja, eigentlich waren ja meter der herrlichen weissen flocken angekündigt, aber, das was da herunterkommt, reicht auch schon seit tagen, um sich körperlich zumindest zwei bis dreimal täglich körperlich zu ertüchtigen.
meine "grauen panther" in der nachbarschaft sind auch ganz glücklich darüber, dass ich eigentlich ganz gern mal den besen schwinge, und sie somit sich nicht in halsbrecherischer akrobatik auf den gehweg trauen müssen. mit seitenblick zu herrn stubenzweig - es ist zum darauf fliegen auch zu stürmisch!
der schneeschieber ist zwar aus dem vorherigen jahrhundert, nur 20 cm breit und mit von den jahren zerfressener kante (was sich hervorragend auf den inzwischen über und über überall hervorlinsenden pflastersteinen macht), aber er tut seine dienste - wenn auch unter brutalen anstrengungen, nicht allzuoft auf einem hinderniss abzubremsen.
auf die besorgte frage meiner beiden nachbarn, ob mir die kilometerlangen räumungsarbeiten nicht zuviel würden, entgegnete ich, dass mir die bewegung, vor allem nach den viel zu fetten feiertagen und der nachweihnachtsruhe sehr gut bekäme, da doch das eine oder andere kilochen flugs wieder von der hüfte müsse. ausserdem, nach den besorgten blicken beider, versicherte ich noch einmal mit ernstem blick, wäre es dass schönste, was ich erleben würde, bei schnee und eis endlich einmal von der hektik zu erholen.
ein wenig verwundert war ich jedoch, dass seit tagen immer wieder vor meiner einfahrt die schneemassen im gegensatz zu den nachbargrundstücken zunahmen. naja, dachte ich, die räumen halt schneller. meine bemühungen waren fast aussichtslos. ich schob und fegte, und ein paar stunden später lag die weisse pracht wieder (zenti)meterhoch vor dem haus. als ich heute morgen sah, dass ein nachbar mit einem kleinen gartentrecker, den er zum strasseräumen benutzte, mir die schneemengen vors haus schob, fragte ich ihn böse, ob er mich ärgern wolle. seine antwort machte mich sprachlos.
"die nachbarn haben mir extra was dafür bezahlt. sie wollen doch so gern schneeschieben, wegen der figur!! wir wollten ihnen nur eine freude machen..."



Montag, 28. Dezember 2009
mörtel crew vol. I
mitten in der nacht wurde ich durch das heftige vibrieren meines bettes wach. gleissend helles licht schien mir ins gesicht und der ohrenbetäubende lärm von 10.000 dampfhämmern dröhnte durch die wohnung....ich sollte irgend etwas gestehen oder mittels laserkanone zersägt werden.-moment !!!
ich war schlagartig aus dem bett. der blick auf meinen wecker zeigte 5.45 uhr !! und auf grund der tatsache, dass der albtraum nicht schlagartig endete, war mir sofort klar - die bauarbeiten auf dem nachbargrundstück hatten begonnen.
nicht, das wir uns falsch verstehen. ich habe nichts gegen neubauten. ich freue mich auf eine anregende neue nachbarschaft (und viele schöne neue geschichten), aber, wir müssen hier durch eine kleine stichstrasse fahren, auf der kaum so mit dem auto vom grundstück zu kommen ist. die fahrbahn wurde anno 1422 lediglich für ziegenkarren ausgelegt. wir waren bereits gespannt, wie das mit baumaschienen und fahrzeugen werden solle. nun gut. mein blick aus dem fenster liess nichts gutes erahnen. vor dem haus standen 5 lkw mit laufenden motoren und auf dem grundstück gegenüber hatte sich einer der arbeiter mit dem riesen kran ans werk gemacht. das dabei die vier 5000 watt scheinwerfer (versehentlich) auf mein schlafzimmerfenster gerichtet waren, hatte wohl noch niemand bemerkt. meine versuche, aus dem fenster heraus darauf aufmerksam zu machen, dass ich eigentlich um diese uhrzeit noch zu schlafen pflege, verliefen im sande, denn keiner, der sich lauthals anweisung zubrüllenden bauarbeiter bemerkte mich. im gegenteil, offensichtlich hatte man soeben beschlossen, frühstückspause zu machen. selbstverständlich mit laufenden motoren aller maschinen, als ich vom anfang der strasse einen schwertransporter herannahen sah. in absoluter panik und halb angezogen rannte ich aus dem haus und wollte versuchen, mein auto vom grundstück zu bringen, da ich absolute angst hatte, nicht mehr mit dem wagen zur arbeit fahren zu können, wenn der baustellenbetrieb ersteinmal im vollen gange wär.
meine frage an einen der herren, wer denn für dieses "chaos" verantwortlich sei, wurde mit einem fassungslosen gesichtsausdruck und wortlos ignoriert, was wohl von der tatsache kam, dass soeben ein schwerlaster versuchte, mich rücklings zu überfahren. meiner bitte, wenigstens erst mit dem wagen an die hauptstrasse zu fahren, wurde unter heftigem fluchen des wohl ukrainischen lasterfahres entsprochen, der nun sein mördergefährt wieder zentimeter um zentimeter aus dem engen gässchen bringen musste.

irgendwann stand ich dann vor dem bauleiter und fragte mit leiser stimme:" hätte man uns nicht gestern was sagen können...ich dachte eben, hier findet die invasion der marsianer statt..."
seine antwort war knapp und klasse. " junge frau-wir waren doch so leise, wie kann es denn sein, dass sie uns gehört haben....???"